Gib dein Alter an, um den Nebel zu betreten
Geschichte

Das Unbekannte | Killer-Geschichte in Dead by Daylight

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In Olivias Masterarbeit beschäftigte sie sich mit Großstadtlegenden und deren Ursprünge. Ihre Hypothese war, dass sie Ähnlichkeiten mit traditioneller Folklore aufwiesen, und suchte sich eine aus, um das zu beweisen. Das Unbekannte war ein geheimnisvolles Übel, das so abscheulich war, dass allein Recherchen dazu schon fast sofort den Tod heraufbeschworen. So hieß es zumindest in der Geschichte. Und es gab viele davon. In einer Geschichte verschwand eine Frau aus Greenville vor einem Raum voller Zeugen spurlos von einer Bühne. Ihre Freundin verschwand Wochen später, als sie Nachforschungen dazu anstellte. Die Polizei wusste nicht weiter. Es gab keine Hinweise oder Spuren und dieses Rätsel war die perfekte Grundlage, um es zu einer Großstadtlegende auszubauen und zu verbreiten.

Anstatt in den Semesterferien nach Hause zu fahren, brach Olivia nach Greenville auf, um zu recherchieren. Sie fuhr ins zweitbilligste Motel der Stadt und richtete sich in einem kleinen Zimmer ein, das nach Zigarettenrauch, Schimmel und Alkohol roch. An einer der Wände sammelte sie alle Hinweise. Sie klebte Artikel und verschiedene Theorien zu ähnlichen Vermisstenfällen im ganzen Land auf, die mit dem Unbekannten in Verbindung gebracht wurden. Verbindungen stellte sie mit rotem Faden und gelben Reißnägeln dar. Wer das Motelzimmer betrat, musste denken, dass sie den Verstand verloren hätte.

Es gab viele Theorien zur Herkunft des Unbekannten. Manche meinten, es wäre ein bösartiges Wesen, das vor langer Zeit von einem uralten Kult heraufbeschworen worden war. Andere gingen davon aus, dass es sich um ein Alien handelte, das aus der Area 51 entkommen war. Der Legende nach hielt es sich bevorzugt in der Dunkelheit auf und stahl die Stimmen seiner Opfer, um andere in ihr Verderben zu locken.

Die ältesten Zeitungsartikel, die Olivia fand, berichteten von einem Vermisstenfall während einer Séance im 19. Jahrhundert. In den späten 50ern des 20. Jahrhunderts verschwanden einige Collegestudenten auf mysteriöse Weise aus einem Kino. Zeugen hatten sie hineingehen gesehen. Manche erinnerten sich, sie auf ihren Plätzen gesehen zu haben. Aber als das Licht wieder anging, waren sie fort. Niemand hatte gesehen, wie sie gegangen waren. Man fand nie eine Spur von ihnen. Ein Filmvorführer gab an, später an diesem Abend Stimmen in der leeren Dunkelheit des Kinosaals gehört zu haben. Aber als er das Licht einschaltete, war niemand da. In den 1960ern verschwand eine Gruppe von Teenagern, die ein verlassenes Krankenhaus erkundeten, in dem es spuken sollte.

Geschichten und Spekulationen rankten sich um dieses geheimnisvolle Verschwinden. Manche sprachen von einem streng geheimen Forschungsprogramm der Regierung, das in den 1950ern vom Office of Strategic Services durchgeführt wurde. Projekt Apple-Pie. Experimente zur Gedankenkontrolle mit halluzinogenen Drogen. Der Großteil der Aufzeichnungen wurde in den 70ern vernichtet, aber Zeugen berichteten von Experimenten, die an nichts ahnenden Zivilisten in verschiedenen Umgebungen und an Orten im ganzen Land durchgeführt wurden, wie in Kinos, Krankenhäusern und Universitäten. Viele glaubten, dass diese unethischen Experimente Portale in andere Dimensionen geöffnet hatten, durch die das Böse in unsere Welt gelangen konnte.

Olivia schrieb alle Beobachtungen auf, um sie an ihrer Wand zu verewigen. Das Unbekannte lauert im Dunkeln und kann seine Opfer nachahmen. Handelte es sich dabei um ein böses Wesen? Einen Außerirdischen? Ein gescheitertes Regierungsexperiment? Oder einfach nur einen stinknormalen Serienmörder, der die Öffentlichkeit mied? Sie wollte beweisen, dass das Unbekannte nichts weiter als eine moderne Sage war. Und diese Nachforschungen hatten sie zu diesem Abend, an diesen Ort, in dieses schäbige Motelzimmer geführt.

Sie konnte jedoch nicht leugnen, dass es bei den Vermisstenfällen in Greenville ein Detail gab, das in den anderen Geschichten fehlte. Der Nebel. Und in ihrem Hinterkopf hatte sie noch eine andere Großstadtlegende mit einem dichten, unnatürlichen Nebel, der die Menschen irgendwie verschwinden ließ. Vielleicht, dachte sie bei sich, hatten die Vermisstenfälle von Greenville nichts mit dem Unbekannten zu tun, sondern viel mehr mit einer anderen Dunkelheit.

Einen Augenblick lang fragte sich Olivia, was passieren würde, wenn zwei Großstadtlegenden aufeinandertreffen würden. Diese Vorstellung brachte sie zum Lachen und sie forderte das Schicksal heraus, indem sie ein Bild vom Unbekannten zeichnete, so wie sie es sich vorstellte. Dann heftete sie die Skizze in die Mitte ihrer Wand, lachte nervös und wartete darauf, vom Unbekannten verschlungen zu werden, weil sie ja versucht hatte, es zu definieren. Nervös blickte sie zu den Fenstern und der Tür. Aus Sekunden wurden Minuten und aus Minuten wurden Stunden.

Aber nichts geschah.

Es war nun nach 2 Uhr morgens und Olivia war ganz erschöpft vom Sichten der Artikel, während sie ihren kalten Kaffee schlürfte. Als sie dann das erste Flüstern hörte, dachte sie noch, sie würde es sich einbilden.

„Olivia ...“

Es schien aus dem Badezimmer zu kommen.

„Hilfe ...“

Das Licht im Zimmer flackerte.

„Wer ist da?“

Olivia starrte mit weit geöffneten Augen auf die geschlossene Badezimmertür. Ihr Verstand spielte ihr Streiche. Oder ... Ihre Freunde waren gekommen, um sie hereinzulegen.

„Ariella? Sean? Hört auf mit dem Blödsinn ...“

Das Licht flackerte weiter, als sie sich dem Badezimmer näherte. Furcht erfasste sie in starken Wellen und eine schreckliche Erkenntnis machte sich in ihr breit: Das Unbekannte wartete hinter der Badezimmertür und machte sich bereit, sie für ihren Hochmut bezahlen zu lassen. Etwas flüsterte wieder ihren Namen. Doch dann wurde die Stimme plötzlich höher, überschlug und verzerrte sich, von plötzlicher Panik erfasst, als würde das wartende Geschöpf hinter der Tür angegriffen werden.
Ein unbekanntes Grauen erfüllte Olivias Herz und ließ keinen Platz für irgendetwas anderes. Sie atmete tief durch, als kalter Schweiß auf ihrer Stirn perlte. Sie legte die Hand auf den Türknauf. Das Licht ging aus, aber die seltsamen, unmenschlichen Schreie waren noch immer zu hören. Dann ging das Licht wieder an und sie sah einen seltsamen, schwarzen Nebel, der unter der Tür hervorquoll.

Zaghaft öffnete Olivia die Tür und sah einen massigen Körper mit wilden Tentakeln, der in einen dichten Nebel gezogen wurde und wie ein sterbender Schatten langsam in der Dunkelheit verschwand. Das Kreischen hörte abrupt auf, Nachbarn klopften gegen die Wand, sie solle den Fernseher leiser drehen, und Olivia blickte gebannt in den schwarzen Abgrund, der sich vor ihr auftat. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte. Ein Teil von ihr wollte weglaufen. Aber der andere Teil wollte mehr wissen. Und während sie noch überlegte, was sie nun tun sollte, begannen Dutzende Stimmen nach ihr zu rufen und versprachen ihr Wissen über unbekannte, unmögliche und überirdische Dinge, die kein Mensch je gesehen hatte.

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